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Die Psalmen sind ein ungeheurer Schatz des Gebetes. Nach und nach möchte ich auf dieser Seite alle Psalmen auf Latein vorstellen (ich bete die Psalmen gerne auf Latein, wer sie lieber auf Deutsch betet, findet mit Sicherheit sehr leicht eine passende Übersetzung). Zur Einführung in den jeweiligen Psalm biete ich einige Gedanken von mir an.

PSALMUS 1

Glücklich der Mann ...

Die Suche nach dem Glück gehört zu den Grundeigenschaften des Menschen. Alle Menschen wollen glücklich sein, aber nicht jeder sucht das Glück dort, wo es wirklich zu finden ist, sagt der heilige Augustinus. Jeder weiß, wie viele Wege auf der Suche nach Glück sich letztlich als Irrwege herausgestellt haben und es bleibt das schale Gefühl des Scheiterns und des Verlustes zurück. Und dennoch brennt in jedem von uns eine Sehnsucht, die erst gestillt sein wird, wenn wir das ewige Glück gefunden haben: Gott zu schauen, wie er ist.

Kein Wunder, dass dem Beter der Psalmen dieses Glück vor Augen gestellt wird. Wer nicht auf falschen Weg abzweigt, sondern in all seinen Entscheidungen, Tag und Nacht, Gottes Wort meditiert und danach lebt, der wird auf diesen Weg des Glücks gelangen. Jeder Psalm ist ein Wegweiser auf diesem Weg.

Die alten Mönchsväter haben jeden Tag den ganzen Psalter auswenig vor sich hergesagt, später haben die Mönche in einer Woche alle Psalmen gebetet, der heutige Beter des Breviers braucht dazu vier Wochen. Mögen die Zeiten sich gewandelt haben, worauf es ankommt ist, immer Gottes Weisung im Herzen zu bedenken. Dazu wollen uns die Psalmen Hilfe und Richtschnur sein. Je besser wir sie kennen und je öfter wir sie beten, desto hilfreicher werden sie sich in unserem Leben erweisen.

Beatus vir, qui non abiit in consilio impiorum +
et in via peccatorum non stetit *
et in conventu derisorum non sedit,

sed in lege Domini voluntas eius, *
et in lege eius meditatur die ac nocte.

Et erit tamquam lignum plantatum secus decursus aquarum, *
quod fructum suum dabit in tempore suo;

et folium eius non defluet,*
et omnia, quaecumque faciet, prosperabuntur.

Non sic impii, non sic, *
sed tamquam pulvis, quem proicit ventus.

Ideo non consurgent impii in iudicio, *
neque peccatores in concilio iustorum.

Quoniam novit Dominus viam iustorum, *
et iter impiorum peribit.

PSALMUS 30 (31)

In manus tuas Pater commendo spiritum meum.

Herr, auf dich vertraue ich, in alle Ewigkeit werde ich nicht wanken!

Der Psalm 31 beginnt mit einem Paukenschlag. In Ewigkeit werde ich nicht wanken, weil ich auf Gott vertraue, verkündet der Beter siegessicher. Ihm kann nichts passieren – garnichts. Gott wird ihn retten aus allem, was ihm im Leben auch zustoßen mag, aus allen Schlingen und Fallen, die ihm andere stellen, denn:

Gott, du bist meine Zuflucht und Burg und um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.

Der Beter hat ein grenzenloses Vertrauen auf Gott. Er weiß sich bei ihm sicher und geborgen. Gott ist wie eine Burg, die Schutz bietet vor allen Feinden. Er vertraut sich ganz Gott an und überlässt ihm die Sorge um sein Leben:

In deine Hände lege ich meinen Geist.

So hat auch Jesus am Kreuz gebetet: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Wir können davon ausgehen, dass Jesus diesen Psalm auswendig kannte. Mit ihm hat er sein Vertrauen auf dem Vater bekundet. Jesus wusste: Der Vater wird ihn retten aus dem Tod, auch wenn seine Lage noch so aussichtslos war.

Wenn wir die Worte des Psalms beten, so beten wir mit Jesus. Sein Gebet und unser Gebet vereinen sich. Wir sind ganz eng mit Jesus verbunden. Er wird unser Vertrauen stärken. Mit ihm zusammen dürfen wir darauf vertrauen, dass der Vater auch uns aus jeder Not retten wird.

Dieser Vers wurde sehr schön in einem Taize-Lied vertont. Seine eingängliche Melodie können wir uns immer wieder in Erinnerung rufen und so unser Vertrauen in Gottes liebende Nähe stärken.

Dieses Vertrauen zu stärken haben wir immer wieder nötig, auch der Beter des Psalms, der eingangs so siegessicher war. Es ist eine Realität im Leben, dass wir nicht immer auf Höhenflügen sind, es geht auch wieder abwärts. Es geht im Leben nicht ohne Schmerzen. Der Beter schreit zu Gott:

Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst!

Er beginnt zu wanken, ist voller Leid und Kummer und hat keine Kraft mehr. Plötzlich stürzt er von seiner Höhe, auf der ich sich so sicher wähnte, und wird zum Spott der anderen. Doch sein Vertrauen auf Gott bewahrt er auch in der Not:

Ich aber vertraue auf dich, Herr, ich sage: Du bist mein Gott. In deiner Hand liegt mein Geschick.

Er hat Gott seinen Geist übergeben, das heißt sein Leben. Jetzt, wo er nicht mehr ein noch aus weiß, liegt es an Gott, ihn aus der Not zu retten. Er selbst hat keine Kraft mehr, sich zu befreien. Gott enttäuscht sein Vertrauen nicht, er rettet ihn:

Gepriesen sei der Herr, der wunderbar an mir gehandelt und mir seine Güte erwiesen hat zur Zeit der Bedrängnis.

Der Beter des Psalms ist durch alle Situationen gegangen, die auch uns im Leben treffen können – himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Und immer ist Gott da, in der Freude und im Schmerz. Mehr noch: Gott ist selbst durch all diese Stationen des Lebens gegangen. Jesus identifiziert sich mit dem Beter dieses Psalms. Er ist selbst in seinem Leben auf Erden durch alle Situationen des Menschseins gegangen, die auch wir erleben, durch alles Schöne, aber auch das Schwere des Menschseins. So kann er wirklich in allem bei uns sein und kann uns verstehen. Wenn wir Jesus zum Begleiter unseres Lebens wählen, dürfen wir immer zuversichtlich sein und nichts kann uns schaden, was auch passieren mag.

Auch wenn ich in meiner Angst denke: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen, so darf ich doch immer zuversichtlich sein: Gott hört mein lautes Flehen, wenn ich zu ihm um Hilfe rufe. Mit dieser Zuversicht dürfen wir durchs Leben gehen. Auch wenn uns manchmal Steine in den Weg gelegt werden, auch wenn wir manchmal in Situationen kommen, in denen wir weder ein noch aus wissen:

Der Herr behütet die auf ihn vertrauen. Handelt also tapfer und stärkt euer Herz, ihr alle, die ihr auf den Herrn vertraut!

PSALMUS 42 (41)

Meine Seele dürstet allezeit nach Gott.

Trockenheit ist ein schrecklicher Zustand. Trockenheit bedeutet das Fehlen von lebensnotwendigem Wasser, der Mensch bekommt Durst. Ohne Wasser verdurstet er qualvoll.

Es gibt aber auch eine Trockenheit des Geistes, der Mensch fühlt sich leer, ausgelaugt, es fehlt an Ideen und positiven Gedanken. Geistige Trockenheit zeichnet sich auch durch eine Gottferne aus. Wo ist das Glück, das ich so oft durch Gottes Nähe gespürt habe? Wo ist Gott? Warum antwortet er nicht auf mein Rufen und Flehen?

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser ... Wer denkt bei diesem Psalm nicht an das wunderbare Mosaik in der Lateranbasilika. Gott gießt im Heiligen Geist durch das Kreuz Christi Ströme lebendigen Wassers auf die Erde. Es ergießt sich in die vier Ströme des Paradieses und zwei Hirsche laben sich daran.

Gott allein ist es, der den Durst des Beters stillen kann. Doch der Beter erfährt sich in der Fremde, im Exil, fern vom Haus Gottes, der Schmach seiner Zeitgenossen ausgeliefert: Wo ist dein Gott? Anstatt Wasser des Lebens, erfährt er nur Tränenbäche aus seinen Augen. Doch er ist voll Hoffnung. Es wird wieder die frohen Feste der Wallfahrt zum Hause des Herrn geben. Gott ist Heil. Er wird die Trauer in Freude verwandeln.

Dann das wirkmächtige Wort: Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, abyssus abyssum invocat. Tosende Wasserbäche, Katarakte stürzen hernieder, Wassermassen donnern in die Tiefe, von allen Seiten strömt und tost es. Wie können wir dieses Wort verstehen? Sind die Urkräfte des Wassers erneut entfesselt, mit denen Gott einst in der Sintflut die Erde bedeckt hat? Oder sind die Wasser das Symbol für die überfließende Gnade Gottes, in deren Überfülle der Beter fast ertrinkt?

Welche Fluten immer es auch sein mögen, Gott wird den Beter daraus erretten. Er wird wieder Tage erleben, an denen die Wasser Gottes sanft dahinfließen, ein erquickender Strom, der Ruhe und Geborgenheit vermittelt, Beständigkeit und Dauer.

Der folgende Psalm ist durch seinen Kehrvers mit diesem Verbunden. Er ist die Antwort auf die zweimalige Frage der Ungläubigen: Wo ist dein Gott? Gott wird die Sache des Gerechten führen und er wird ihn zurückführen in das gelobte Land.

Quemadmodum desiderat cervus ad fontes aquarum, *
ita desiderat anima mea ad te, Deus.

Sitivit anima mea ad Deum, Deum vivum; *
quando veniam et apparebo ante faciem Dei?

Fuerunt mihi lacrimae meae panis die ac nocte, *
dum dicitur mihi cotidie: „Ubi est Deus tuus?“

Haec recordatus sum et effudi in me animam meam; *
quoniam transibam in locum tabernaculi admirabilis usque ad domum Dei,

in voce exsultationis et confessionis *
multitudinis festa celebrantis.

Quare tristis es, anima mea, *
et quare conturbaris in me?

Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi, *
salutare vultus mei et Deus meus.

In meipso anima mea contristata est; +
propterea memor ero tui *
de terra Iordanis et Hermonim, de monte Misar.

Abyssus abyssum invocat in voce cataractarum tuarum; *
omnes gurgites tui et fluctus tui super me transierunt.

In die mandavit Dominus misericordiam suam, +
et nocte canticum eius apud me est: *
oratio ad Deum vitae meae.

Dicam Deo: „Susceptor meus es. +
Quare oblitus es mei, *
et quare contristatus incedo, dum affligit me inimicus?“

Dum confringuntur ossa mea, +
exprobraverunt mihi, qui tribulant me, *
dum dicunt mihi quotidie: „Ubi est Deus tuus?“

Quare tristis es, anima mea, *
et quare conturbaris in me?

Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi, *
salutare vultus mei et Deus meus.

PSALMUS 43 (42)

Iudica me, Deus, +
et discerne causam meam de gente non sancta; *
ab homine iniquo et doloso erue me.

Quia tu es Deus refugii mei; +
quare me reppulisti, *
et quare tristis incedo, dum affligit me inimicus?

Emitte lucem tuam et veritatem tuam; *
ipsae me deducant et adducant in montem sanctum tuum et in tabernacula tua.

Et introibo ad altare Dei, +
ad Deum laetitiae exsultationis meae. *
Confitebor tibi in cithara, Deus, Deus meus.

Quare tristis es, anima mea, *
et quare conturbaris in me?

Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi, *
salutare vultus mei et Deus meus.

PSALMUS 73 (72)

Gott nahe zu sein ist mein Glück!

Wie mit einer These beginnt dieser Psalm:

Wie gut ist Gott für die Gerechten, für die, die reinen Herzens sind!

Doch dann beginnt der Beter zu zweifeln. Die Erfahrung zeigt ihm genau das Gegenteil. Die Menschen, denen es gut geht, sind gerade nicht die, die Gott suchen und mit reinem Herzen leben. Ist es nicht besser, sein Leben in Saus und Braus zu genießen, ohne Rücksicht auf andere, ohne Gott? Ist nicht der ein Verlierer, der Rücksicht nimmt und ehrlich ist?

Nutzlos ist es, dass ich mein Herz rein gehalten habe!

Der Beter schreit seine Not mit Gott heraus, die Frömmigkeit bringt doch nur Schmerzen und Züchtigung, keine Freude. Aber dennoch, der Beter kann nicht leben wie ein Frevler, das wäre Verrat an seinen Glaubensgenossen, Verrat an Gott. Unverstand ist es, dass er überhaupt so denken kann. Lange sinnt er über diese Frage nach und dann, ganz plötzlich, beim Eintreten in das Heiligtum, kommt ihm die Erkenntnis.

Ich sann nach, um zu begreifen, es war eine Qual für mich, bis ich dann eintrat ins Heiligtum Gottes – und begriff.

Die Erfahrung von Gottes Gegenwart reißt den Beter aus seinen Zweifeln. Für den frommen Juden war der Tempel der Ort, an dem Gott in ganz besonderer Weise in dieser Welt anwesend ist, hier wurde die Gegenwart Gottes erfahrbar. Die Wallfahrt nach Jerusalem – zu den großen Wallfahrtsfesten des Volkes – war sicher eine der einprägendsten Erfahrungen des Glaubens.

Im Christentum kennen wir auch Feierlichkeiten, bei denen in der Gemeinde die Nähe Gottes in besonderer Weise erfahrbar wird. Für Christen ist nicht mehr der Tempel der Ort der Gegenwart Gottes in der Welt, sondern Gott ist gegenwärtig in Jesus Christus, und das in ganz besonderer Weise in der Heiligen Messe und der Eucharistie. Hier kann ich heute die Erfahrung machen, dass Gott mir nahe ist, und diese Erfahrung kann mein Leben tragen, durch alle Zweifel und schweren Stunden hindurch. So kann ich mit dem Beter einstimmen in die Worte, die die Freude und das Glück über Gottes Nähe zum Ausdruck bringen:

Ich bleibe immer bei dir, du hältst mich an meiner Rechten.
Was habe ich im Himmel außer dir?
Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde.
Gott nahe zu sein ist mein Glück.

Quam bonus rectis est Deus,
Deus his, qui mundo sunt corde!

Mei autem paene moti sunt pedes,
paene effusi sunt gressus mei,

quia zelavi super gloriantes,
pacem peccatorum videns.

Quia non sunt eis impedimenta,
sanus et pinguis est venter eorum.

In labore mortalium non sunt
et cum hominibus non flagellantur.

Ideo quasi torques est eis superbia,
et tamquam indumentum operuit eos violentia.

Prodit quasi ex adipe iniquitas eorum,
erumpunt cogitationes cordis.

Subsannaverunt et locuti sunt nequitiam,
iniquitatem ab excelso locuti sunt.

Posuerunt in caelo os suum,
et lingua eorum transivit in terra.

Ideo in alto sedent,
et aquae plenae non pervenient ad eos.

Et dixerunt: “Quomodo scit Deus,
et si est scientia in Excelso?”

Ecce ipsi peccatores et abundantes in saeculo
multiplicaverunt divitias.

Et dixi: “Ergo sine causa mundavi cor meum
et lavi in innocentia manus meas;

et fui flagellatus tota die,
et castigatio mea in matutinis.”

Si dixissem: “Loquar ut illi”,
ecce generationem filiorum tuorum prodidissem.

Et cogitabam, ut cognoscerem hoc;
labor erat in oculis meis,

donec intravi in sanctuarium Dei
et intellexi novissima eorum.

Verumtamen in lubrico posuisti eos,
deiecisti eos in ruinas.

Quomodo facti sunt in desolationem!
Subito defecerunt, perierunt prae horrore.

Velut somnium evigilantis, Domine,
surgens imaginem ipsorum contemnes.

Quia exacerbatum est cor meum,
et renes mei compuncti sunt;

et ego insipiens factus sum et nescivi:
ut iumentum factus sum apud te.

Ego autem semper tecum;
tenuisti manum dexteram meam.

In consilio tuo deduces me
et postea cum gloria suscipies me.

Quis enim mihi est in caelo?
Et tecum nihil volui super terram.

Defecit caro mea et cor meum;
Deus cordis mei, et pars mea Deus in aeternum.

Quia ecce, qui elongant se a te, peribunt;
perdidisti omnes, qui fornicantur abs te.

Mihi autem adhaerere Deo bonum est,
ponere in Domino Deo spem meam,

ut annuntiem omnes operationes tuas
in portis filiae Sion.

PSALMUS 84 (83)

Selig, die bei dir wohnen Herr, die dich loben allezeit.

Dieser Psalm gehört zu meinen Lieblingspsalmen. Es beschreibt das Glück des Beters, der im Haus Gottes weilen darf. War für die Juden der Tempel das Ziel dieser Sehnsucht, so dürfen wir heute Gott in jeder Kirche vor dem Allerheiligsten anbeten. Wohl dem, der dort seine Wohnung hat. Ein Tag im Haus Gottes übertrifft tausende anderer Tage an Wert.

Wer allein schon an der Schwelle des Hauses Gottes steht, ist selig zu preisen. Die lateinische Fassung formuliert es sehr drastisch, abjectus esse, was im Deutschen nur schwer wiedergegeben werden kann, etwa mit hingeworfen sein. Ich denke hier an den Heiligen Alexius von Edessa, der 17 Jahre unerkannt ein heiligmäßiges Leben an den Stufen einer Kirche geführt hat. Er wollte als Heiliger nicht im Vordergrund stehen, sondern demütig und unerkannt im Hause Gottes leben.



Quam dilecta tabernacula tua, Domine virtutum: *
concupiscit, et defecit anima mea in atria Domini.

Cor meum et caro me *
exsultaverunt in Deum vivum.

Etenim passer invenit sibi domum: *
et turtur nidum sibi, ubi ponat pullos suos.

Altaria tua, Domine virtutum: *
Rex meus et Deus meus.

Beati, qui habitant in domo tua, Domine: *
in saecula saeculorum laudabunt te.

Beatus vir, cuius est auxilium abs te: +
ascensiones in corde suo disposuit, in valle lacrimarum *
in loco, quem posuit.

Etenim benedictionem dabit legislator, +
ibunt de virtute in virtutem: *
videbitur Deus deorum in Sion.

Domine, Deus virtutum, exaudi orationem meam: *
auribus percipe, Deus Jacob.

Protector noster, aspice, Deus: *
et respice in faciem Christi tui:

Quia melior es dies una in atriis tuis, *
super millia.

Elegi abjectus esse in domo Dei mei: *
magis quam habitare in tabernaculis peccatorum.

Quia misericordiam et veritatem diligit Deus: *
gratiam et gloriam dabit Dominus.

Non privabit bonis eos, qui ambulant in innocentia: *
Domine virtutum, beatus homo, qui sperat in te.

PSALMUS 121 (120)

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?

Berge sind seit alters her Orte der besonderen Gottesbegegnung, man denke nur an den Bundesschluß am Sinai. Doch für Israel Glauben bedeuteten die Berge auch Gefahr: auf vielen Höhen wurden fremden Göttern Opfer dargebracht. Wer kann Hilfe bringen? Ist nicht Gott manchmal so fern, dass man Ausschau halten möchte nach Hilfe von anderswo? Doch der Beter bekennt sich zu seinem Gott.

Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.

Gott ist der Schöpfer von allem, alles liegt in seiner Hand. Wer könnte helfen, wenn nicht Er? Gottes Liebe wacht über uns, er ist bei uns alle Zeit und behütet unser Kommen und Gehen. Wie Paulus ist sich der Beter gewiss: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes (vgl. Röm 8,38f).

Der Herr lässt deinen Fuß nicht wanken, er der dich behütet schläft und schlummert nicht. Er ist dein Hüter, er steht dir zur Seite. Er behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst, jetzt und zu aller Zeit.

Levavi oculos meos in montes, *
unde veniet auxilium mihi.

Auxilium meum a Domino, *
qui fecit caelum et terram.

Non det in commotionem pedem tuum: *
neque dormitet qui custodit te.

Ecce non dormitabit neque dormiet, *
qui custodit Israel.

Dominus custodit te, Dominus protectio tua, *
super manum dexteram tuam.

Per diem sol non uret te: *
neque luna per noctem.

Dominus custodit te ab omni malo: *
custodiat animam tuam Dominus.

Dominus custodiat introitum tuum et exitum tuum: *
ex hoc nunc, et usque in saeculum.